Um den Dresdner Backhaus Christstollen® ranken sich viele Mythen und Geschichten. So tauchen jährlich viele Fragen auf, die beantwortet werden wollen. Eine davon lautet:
„Warum sollte ein Dresdner Christstollen® mindestens drei Wochen lagern, bevor man ihn anschneidet?“
Nun, das ist wirklich eine gute Frage. Unser Brotsommelier, Bäckermeister und Konditor Tino Gierig hat intensiv recherchiert und hinterfragt. Er ist zu einem wirklich erstaunlichen Ergebnis gekommen.
Lesen Sie selbst!
In dem köstlichen weihnachtlichen Gebäck stecken viele edle Zutaten, die sich erst im Herstellungsprozess zum ersten Mal kennenlernen.
Dazu gehört die süße Sultanine aus Südafrika, das frische Zitronat aus Italien, das würzige Orangeat aus dem vorderen Orient, die knackige Mandel aus Kalifornien, die gute Butter aus Deutschland und das feinste Mehl aus Sachsen. Sie sind sich allesamt fremd, zum Teil sehr schüchtern und unbedarft.
Plötzlich landen alle zusammen in einer großen Schüssel und werden zu einem Teig verarbeitet. Da sind beim Kneten schon Reibereien und Zickereien vorprogrammiert.
Das frische Zitronat sagt zur schüchternen Sultanine: „Pfff, ihr seht aber komisch aus. Euch können wir so gar nicht leiden.“ Anders dagegen die Mandel, die das Potenzial der Trockenfrüchte sofort erkennt: „Mhmm, ihr seid aber süß und so saftig.“
So gibt es anfänglich kleine Missverständnisse unter den Zutaten. Im warmen, kuscheligen Ofen nähern sich die Zutaten an. Sie beginnen sich zu unterhalten und sich auszutauschen. Während des Abkühlens beginnen sie sich sogar sympathisch zu werden und rücken noch näher zusammen. Nach drei intensiven Wochen des Kennenlernens auf engstem Raum, stellen alle Beteiligten im Dresdner Backhaus Christstollen® fest:
Die Anderen sind gar keine so schlechten Kerlchen, wie einst angenommen. Nach dieser tiefgreifenden Erkenntnis entwickelte sich eine Art kulinarische Kommune (wahrscheinlich die erste Kommune seit 1730). Alle Zutaten steuern ihre besten Eigenschaften bei: exzellenter Geschmack, feinste Aromen und elegantes Aussehen. Nur deshalb schmeckt der Stollen so unvergleichlich, wunderbar und einzigartig!
Und die Moral von der Geschichte?
Nur gemeinsam sind wir stark, egal wer, egal wie, wo und wann.
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Eine Geschichte von Tino Gierig // Alle Illustrationen von Kay Leonhardt